Schuljahr 2017/2018 - Westbourne School, Cardiff


hico exp kathaf01Hello,

Ich bin Katharina und war gerade für sechs Monate in Wales auf der Westbourne School. Diese liegt in Penarth, einem kleinen Städtchen in der Nähe von Cardiff. Ich werde erzählen, was ich dort gelernt, erfahren und erlebt habe und warum ich diese Erfahrung immer wieder machen wollen würde. Zuerst einmal muss ich zugeben, es war natürlich nicht immer einfach und perfekt, wie man sich halt so eine spannende Zeit im Ausland vorstellt. Spannend war es allerdings auf jeden Fall. Es war immer irgendetwas los und langweilig war es eigentlich kaum.

Ich muss zugeben, dass es nicht immer schön war und ich manchmal einfach nur nach Hause wollte, aber ist das nicht total normal? Man ist im Endeffekt am Anfang komplett auf sich alleine gestellt und kennt niemanden, wie soll man da bitte ruhig bleiben. Doch genau solche Situationen lehren dich für dein Leben lang, und das ist am Ende genau das, was zählt.

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Nur einen Tipp voraus:
Ich habe mir im Voraus viele Youtuber angeschaut, die auch ein Auslandsjahr gemacht haben. Ich habe jedoch nicht bedacht, dass diese in Amerika gewohnt haben, sodass ich ihre Situation auf meine übertragen habe. Jedoch hat Großbritannien eine komplett andere Kultur als Amerika es hat, sodass ich mir das alles ein bisschen anders vorgestellt habe. Ich habe wirklich versucht keine Erwartungen zu haben, dennoch ist das fast unmöglich, wenn man schon einige theoretische Beispiele vor sich hat, eben durch diese YouTube Videos. Diese gewissen Erwartungen wurden nunmal nicht erfüllt, was erst einmal enttäuschend ist. Deshalb lege ich euch nur ans Herz, nicht zu viele bis gar keine Erwartungen an euer Auslandsjahr zu haben.

Und auch falls es bei euch nicht gut laufen würde, was ja durchaus immer mal vorkommen kann, kann man selbst mehr an seiner Situation ändern, als man manchmal denkt. Macht einfach das Beste daraus und genießt diese Selbstständigkeit und Eigenverantwortung und vor allem die Erfahrung, die ihr in einem fremden Land macht!

Doch fangen wir von Anfang an:
Ein eigentlich ziemlich schüchternes Mädchen verabschiedet sich von ihrer Familie und geht dann auf die Sicherheitskontrolle zu, um ihre Reise endlich zu starten. Sie ist ziemlich verunsichert, dennoch total aufgeregt und gespannt auf die nächsten sechs Monate. Ihr Abschiedsbuch im Rucksack, um mit dem Abschied abschließen zu können und einen Teil all ihrer Freunde und ihrer Familie nach Wales, Cardiff, wo sie demnächst wohnen wird, mitzunehmen.
Durch ihren Packplan, der anscheinend nicht genügend überdacht wurde, hat sie viel Zuviel Gepäck dabei, was sie nur erst nach ein paar Wochen realisieren wird. Der erste Tag überfordert sie allerdings und sie wünscht sich wieder Zuhause zu sein.

hico exp kathaf6Obwohl sie große Angst vor ihrem ersten Schultag hat, stellt sich dieser am Ende als mehr als gelungen heraus. Das erste Mal putzt sie sich in mit ihrem Röckchen, Bluse, Pulli und Blazer für die kleine Schule in Penarth, nur zehn Minuten Gehweg plus fünf Minuten Fahrzeit mit dem Zug, heraus. Direkt wird sie von ihren neuen Freunden, Berfu und Mine, auch deutschen Schulkameraden, empfangen und es stellt sich heraus, sie ist nicht die einzige neu dazugekommene Schülerin, denn Lotte hat an diesem Tag auch ihren ersten Schultag.
Erstaunlicherweise ist es viel einfacher dem englischen Unterricht zu folgen, als gedacht. Außerdem hat sie das Glück, in eine Klasse eingeteilt geworden zu sein, die extra für internationale Schüler bestimmt ist. Dort finden sich viele verschiedene Nationalitäten, wie andere Teenager aus Russland, der Ukraine, Vietnam, Hongkong und Deutschland.

Ihre Gastfamilie besteht aus Gastvater, Gastmutter und zwei Gastschwestern, eine sechzehn Jahre alt und die andere achtzehn. Bis Anfang Juni gehören zwei andere Austauschschüler, die gerade ihr letztes IB Jahr beenden, zu ihrer Gastfamilie. Einer der beiden stammt aus Albanien, während der andere aus dem großen Russland nach hier gereist ist.

Es gibt doch eine Person, die genau die gleiche Erfahrung machte wie das Mädchen. Lotte und Kathi haben sich wirklich nicht gesucht, aber gefunden und das Mädchen hat mir ihr eine der ihr treusten Freunde gewonnen. Da sie zusammen neu dazu kommen, sind sie ab diesem Zeitpunkt in der Schule immer “the girls”, was ihnen eigentlich nervig vorkommt, aber trotzdem unterstreicht dies wohl deren Freundschaft noch einmal mehr.

Der erste Halfterm im Februar ist definitiv eines der Highlights. Fast alle fliegen in dieser Woche nach Hause, außer Lotte und Kathi und vereinzelten Leuten. Also entscheiden sich die beiden dafür, die Region, wo sie wohnen, besser kennenzulernen und erleben ziemlich viel. Außerdem bekommt die sich mittlerweile einigermaßen eingelebte Austauschschülerin in dieser Woche Besuch von ihrem Bruder, mit dem sie zusammen das erste Mal für ein paar Tage nach London reist und unglaublich viel von dieser besonderen und berühmten Stadt zu sehen bekommt. Umso schwerer fällt es ihr natürlich dann, ihren Bruder wieder gehen zu lassen.

Dann steht das CAS project der Pre-IB class an (CAS steht für creativity, activity und service und dieses Fach ist ein Teil des IB-Programms, genau so wie das Fach TOK, das für Theory of knowledge steht). In diesem Term steht creativity im Vordergrund, weswegen die Klasse die Aufgabe bekommt, einen Song zu schreiben, sich dazu eine Melodie auszudenken und zum Schluss ein Musikvideo zu drehen. Dabei ist Teamwork der Schlüssel, mit dem sie ans Ziel kommen. Im Song geht es um das Leben eines Pre-IB students.

Am Ende des Springterms liegen drei Wochen Ferien vor den Schülern der Westbourne. Dort fliegen wirklich alle nach Hause. Kathi bekommt Besuch von ihrer Familie und hat eine Woche lang Zeit, ihrer Familie auf der einem Seite ihre neue Heimat zu zeigen und auf der anderen Seite mit ihr zusammen neue Regionen und Attraktionen in Wales kennenzulernen. Danach verbringt sie noch zwei Wochen in ihrem vermissten Zuhause, in Deutschland und dann geht es schon weiter mit dem Summerterm.

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Direkt zurück in Cardiff gibt es spürbare Veränderungen. Es gibt eine neue Mitschülerin, und zwar aus Italien. Mati wird schnell von allen gut aufgenommen und wir können uns schon gar kein Pre-IB mehr ohne sie vorstellen. Plötzlich nachdem Kathi und Lotte sich durchsetzten, werden sie Teil eines neuen Freundeskreises, indem sie sie selbst sein können und einfach glücklich sind. Dieser entfaltet wieder viele neue Nationalitäten und endlich fangen die vorerst wenig Englisch sprechenden Mädchen an, die Sprache richtig auszunutzen. Jetzt beginnt erst richtig die Zeit ihres Lebens und Kathi erlebt das Auslandsjahr wie noch nie zuvor.

Der zweite Halfterm kommt schneller als gedacht und dieses Mal bleibt das Boarding House relativ gefüllt. Das Boarding House ist das Internat für ungefähr vierzig Schüler der Schule und das Mädchen verbringt dort wesentlich mehr Zeit, als bei sich „Zuhause“. Auch wenn sie dort nicht wohnt, birgt das für sie ihr richtiges zweites Zuhause. In dieser freien Woche übernachtet sie dort also oft mit ihren Freunden Lotte und Macy und erlebt die coolsten und witzigsten Sleepovers ever. Auch London hat sie beim letzten Mal zu sehr beeindruckt, dass sie es nicht lassen kann, mit Lotte einen Tagesausflug zu beschließen.

Die Exams und Internal Assesements (dies sind Aufsätze, die in fast jedem Fach über ein bestimmtes Thema mit eigenen Interessen verknüpft geschrieben werden. Zusammensetzend aus der IA Note und der des Examen wird so die endgültige Note festgelegt) stehen bevor, was viel Stress bedeutet, dennoch lernt die trotzdem immer eifrig bleibende Sechszehnjährige Unmengen an neuem Wissen über zum Beispiel die Wahrscheinlichkeit von Eisenmangel dadurch Vegetarier zu sein oder wo die Trends des Fleischverzichtes in unserer Gesellschaft liegen. Das ist nur ein Beispiel und zeigt, wie hilfreich und interessant es auch sein kann, alleine für einen in Fremdsprache geschriebenen Aufsatz zu recherchieren. Sie schreibt innerhalb einer Woche vierzehn Exams und trotz großen Lernplans bekommst sie es erstaunlicherweise gut hin, alles unter einen Hut zu packen.

Als dieser ganze Stress der Vergangenheit angehört, findet ein Prom zur Feier des Abschlusses von Year 11 statt. Definitiv gehört dieser zu den besten Erlebnissen im letzten halben Jahr und bleibt einfach ein unvergesslicher Abend. Es wird viel getanzt, gesungen und natürlich viele Erinnerungsfotos geschossen. Zumal dieses Fest im Pavillon des Piers stattfindet, ist dies die perfekte Kulisse und man kriegt kaum genug von dem Farbenspiel am Himmel, der sich über dem Meer in Rosa- und Blautöne färbt.

Es dürfen vor allem nicht die zahlreichen Treffen im Boarding House und die Ausflüge zusammen mit ihren Freunden vergessen werden, die die Wochenenden immer für komplett vollgepackt und total aufregend erklärt haben. Die Zeit, die sie dort mit ihren Freunden verbringt, ist wirklich das Schönste und Wichtigste für sie.

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Die letzte Schulwoche ist alles andere als normal. Die Schule fährt zum Strand nach Barry Island, um dort im Meer herumzuspringen und Baseball auf dem Sand zu spielen. Außerdem darf ein Wanderausflug nach Cardiff Bay auch nicht fehlen und am Donnerstag kann sich die fast am Ende angelangte Abenteuerin in einen Ausflug der Lateinklasse „einschmuggeln“, obwohl sie wirklich null Ahnung von diesem Fach hat.

Der letzte Tag ist wirklich einer der traurigsten, dennoch auch einer der schönsten in ihrem Leben. Die komplette Schule trifft sich in einer süßen Kirche, um das Ende des Jahres zu feiern. Die Atmosphäre ist einfach so harmonisch, es gibt Gesang und Musik. Es werden außerdem diverse Awards vergeben. Alle aus Pre-IB machen Vorschläge, wer in diesem Term den Award für Top of the Class erhalten wird und auch das Mädchen, das schon jetzt todtraurig darüber ist, am morgigen Tag abzureisen und die Zeit in Wales und Westbourne damit zu beenden, macht sich Gedanken darüber, wer für den Preis nominiert wird und kann es nicht glauben, als ihr Name aufgerufen wird. Das erreicht zu haben ist noch ein Zeichen, dass sie in dieser Zeit über sich hinausgewachsen ist und mehr schafft, als sie sich je zugetraut hätte.

Durch die enge und persönliche Beziehung zu all ihren Lehrern fällt schon dieser Abschied wirklich sehr schwer. Sie hat noch nie eine Schule erlebt, in der die Lehrer wirklich so präsent und unterstützten sind, wie in der Westbourne School. Dadurch ist sogar die Schule ein wichtiger Teil ihres zweiten Zuhauses.

Sie nutzt den Tag, so gut es geht, noch mit all ihren Freunden aus, um noch in den letzten Stunden dieses Zusammensein genießen zu können. Im Laufe des Tages muss sie sich von zwei ihrer besten Freundinnen, Safia und Afomiya, verabschieden, was ihr definitiv nicht leicht fällt. Der endgültige Abschied folgt und fast alle von ihren besten Freunden, Lotte, Mati, Macy und Christine, begleiten sie bis zum Bahnhof, wo sie ein letztes Mal den Zug zurück nach Grangetown nimmt, um von dort aus ihren Heimweg fortzusetzen. Dieser Tag ist so gefüllt mit Freundschaft, Zusammenhalt und Liebe, das er definitiv zu einem der besten Tage in Kathi‘s Leben zählt.

In dieser Zeit, als ihre Familie und ihre Freunde weit weg sind, stellen ihre Freunde hier eine zweite Familie dar und das werden sie immer für sie bleiben und Kathi hat vor nächstes Jahr nach Cardiff zu reisen, um sie alle wieder in ihre Arme zu schließen.

Sie denkt immer wieder gerne an die Zeit zurück, egal ob es um das Pizza essen geht, das immer dazu dient den nächsten Halfterm zu feiern, die Slushies, die sie sich fast jeden Tag zusammen mit ihren Freunden kauft, sodass der Verkäufer irgendwann schon anfängt ihre Bestellung auswendig aufsagen kann, die vielen Insider, die sich irgendwann alle ergeben haben, die Versuche ihren Freunden deutsch beizubringen und im Gegenzug vietnamesisch, chinesisch und italienisch zu lernen oder die zahlreichen Mal, wo sie einfach nur zusammen am Pier sitzen und die Momente zusammen genießen.

Am wirklich letzten Tag wird nur noch gepackt und sie fährt mit einem gemischten Gefühl im Bauch zum Flughafen. Dieses Mal ist ihr Abschiedsbuch gefüllt mit Einträgen ihrer neuen Freunde und sie kann es gar nicht erwarten, es endlich zu öffnen und zu lesen. Als das Flugzeug in die Lüfte steigt schaut sie mit einem lachenden und einem weinenden Auge noch einmal nach unten und kann gar nicht fassen, was sie für eine unglaubliche Erfahrung gemacht hat und was für besondere Menschen sie auf ihrem Weg kennengelernt hat.

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