School Spirit, Indian Summer, Thanksgiving!
Classic High School - Nova Scotia
Meine ersten Monate in Kanada
Hey, mein Name ist Fanny. Anfang September bin ich für ein Jahr nach Kanada gegangen. Bevor man ein Auslandsjahr machen kann, ist es ein wenig kompliziert – man braucht Empfehlungsschreiben von den Lehrern (wenn man, so wie ich, ein Stipendium haben möchte), man muss viele Formulare ausfüllen, Dinge beantragen – es ist wirklich ein bisschen aufwändig. Aber keine Sorge, bei dem ganzen Papierkram hilft einem die Organisation und es lohnt sich wirklich!! Wenn man dann all das geschafft hat, kann es losgehen – ein Jahr ganz woanders!
Die ersten Tage in Kanada
In Toronto verpasste ich beinahe meinen Anschlussflug, obwohl ich über drei Stunden Aufenthalt hatte. Denn man steht wirklich sehr lange bei der Immigration an.
Man bekommt nämlich sein Visum erst, wenn man in Kanada einreist und weil auch viele andere Austauschschüler unterwegs waren, dauerte es ewig.
Aber zum Glück kriegte ich meinen Anschlussflug nach Halifax doch noch. Als ich nach einer fast zwanzig Stunden langen Reise auf meine Gastfamilie traf, wusste ich, dass dies ein wundervolles Jahr werden würde!
Zu meiner Gastfamilie gehören: Adeline und Scott: Meine Gasteltern, Anna und Alex: Meine Gastgeschwister, Giulia: Meine italienische Gastschwester und natürlich Charlie und Felix: Mein „Gasthund“ und mein „Gastkater“. Ich lebe nun in einem tollen Haus mitten im Wald in der Nähe von Pictou und auch wenn das hier keine Großstadt ist – hier ist es traumschön und genauso wie ich es mir erträumt habe: Typisch kanadisch! Viel Natur, fünf Minuten vom Meer und unserem Fischerdorf Pictou entfernt und gleichzeitig mitten im Wald.
Die Schule fing erst drei Tage nach meiner Ankunft an, was wirklich sehr toll war, da ich mehr Zeit hatte, meine Gastfamilie kennenzulernen, anzukommen und mich einzuleben.
All das ging erstaunlich schnell und gut. Ich verstand mich von Anfang an super mit meiner Gastfamilie und sie freuten sich sehr über meine Gastgeschenke (sie kannten kein Marzipan und hatten noch nie mit Füllern geschrieben). Am zweiten Tag backte ich einen Marmorkuchen, den sie auch nicht kannten und sehr staunten und nachdem sie mir und Giulia unser kleines Fischerdorf (Pictou, Nova Scotia) gezeigten hatten (es dauert nicht lang) gingen wir einkaufen und da staunte ich! Hier ist wirklich alles größer! Man kauft Milch in 4L Flaschen und Mehl in 10kg Paketen und alles andere ist auch mindestens doppelt so groß wie in Deutschland!
Da muss man sich erstmal dran gewöhnen genauso wie daran, dass es hier absolut gar keine öffentlichen Transportmittel gibt! Nur Schulbusse und Taxis.
Aber sonst ist es nicht großartig anders als in Berlin, nur ein bisschen mehr Natur und ein paar weniger Menschen ;).
Der erste Schultag
Die Schule fängt hier erst um 9:00 Uhr an, was viel entspannter ist!! Unser Schulbus kommt normalerweise gegen 8:15, doch ausgerechnet am ersten Schultag kam er zwanzig Minuten zu spät und dann musste ich auch noch meinen Klassenraum finden...
Aber es war alles gut und ich habe mir einen viel zu großen Kopf gemacht. Die Lehrer hier sind super nett und entspannt (vielleicht liegt es daran, dass es hier kein „Sie“ gibt, sondern nur ein „you“, wodurch sich alle automatisch duzen...) und haben ein wirklich anderes Verhältnis zu den Schülern.
Zum Beispiel hat mich eine Lehrerin mal nach Hause gefahren und eine andere hat mir mal Geld geliehen!!
Auch die Schüler sind super nett und hilfsbereit. Man steht nicht lange allein im Flur herum, sehr schnell fragt dich jemand, ob du Hilfe brauchst. Und man muss nur einmal kurz mit jemandem geredet haben und schon abonniert er/sie dich auf Instagram.
Man fühlt sich hier wirklich sehr willkommen. (Das liegt auch zum Teil daran, dass man jeden Monat einen Ausflug mit all den anderen Austauschschülern/Internationals macht, um sich auszutauschen und mehr von Nova Scotia zu sehen. Es ist wirklich alles sehr gut organisiert hier und wenn man mal ein Problem hat gibt es so viele freundliche und hilfsbereite Menschen, an die man sich wenden kann.) Mein erster Schultag war also sehr schön. Ich habe gleich viele neue Freunde kennengelernt, die Kurse hier sind sooo einfach und es gibt so viele Angebote nach der Schule, dass ich es wirklich liebe hier zur Schule zu gehen.
Spirit
Vor ein paar Wochen war „Spiritweek“ und ihr könnt mir glaube, dass der Schoolspirit hier zehnmal so stark ist wie in Deutschland! Hier sind alle stolz darauf, auf ihre Schule zu gehen und man will den anderen Schulen zeigen, was für eine coole Schulgemeinschaft man hat. Alle machen mit und halten zusammen! Am Ende der „Spiritweek“ gab es einen „Spiritdance“, eine Schulparty. Und fast alle Schüler waren dort, denn hier sind die Schulpartys wirklich cool.
Zum Beispiel hatten wir auch schon unseren Halloweendance. Halloween wird hier wirklich groß gefeiert, die Leute schmücken ihre Häuser schon einen Monat vorher und es gibt ganze Gänge in den Supermärkten für Halloweensüßigkeiten und Kostüme. Beim Halloweendance waren die Lehrer so gut verkleidet, dass man sie nicht erkannt hat und sie haben mit uns Schülern getanzt. Es war sehr lustig und ich freue mich schon auf den Christmas Dance. Ihr seht, an unserer Schule ist es wirklich super! Einziger Haken: Sie ist in „in the middle of nowhere“ und man kommt nur mit dem Schulbus hin und zurück.
Deshalb hier noch ein wichtiger Tipp: Lernt möglichst schnell Freunde kenne, die schon 16 sind und einen Führerschein haben! Das ist sehr wichtig, damit ihr nicht immer eure Gastfamilie fragen müsst, ob sie euch irgendwo hinbringen oder abholen kann.
Und freundet euch mit all den anderen Austauschschülern an, denn dann habt ihr Freunde überall auf der Welt und ihr könnt euch später gegenseitig besuchen.
Meine Wochenenden
Am ersten Wochenende war ich mit meiner Gastfamilie auf einer Exhibition. Das war eine Art Rodeo mit lauter Tieren, die man streicheln konnte. Es gab auch Monstertrucks und ich probierte zum ersten Mal Poutine (eine kanadische Spezialität), sooo lecker. An einem anderen Wochenende war ich mit meinen Freunden shoppen. Es gibt so coole Shops hier in Kanada und die Angestellten sind wirklich sehr nett. Ich hatte vorher gelesen und gehört, dass die Kanadier sehr freundlich sein sollen – und das stimmt wirklich!
Letztes Wochenende waren wir im Keji Nationalpark campen. Es war etwas kalt, aber sehr lustig. Wir machten Standup paddeling (Anna und ich fielen ins Wasser) und am Abend grillten wir Stockbrot überm Lagerfeuer.
Indian Summer
Wenn ihr so wie ich im Herbst nach Kanada geht, könnt ihr den Indian Summer miterleben, das ist etwas ganz Besonderes. Blauer Himmel und das Herbstlaub leuchtet in allen Farben, wunderschön. Wir sind zur Zeit viel im Wald hinter unserem Haus unterwegs und machen viele Fotos. Es gibt dort zwar Kojoten und Bären, aber ich habe gleich am Anfang gelernt, dass sie einem nicht zu nahekommen, wenn man laut genug schreit ;).
Feiertage
An Thanksgiving konnte ich zum ersten Mal Truthahn probieren. Die ganze Verwandtschaft kam zum Abendessen und jeder brachte etwas zu essen mit. Wir waren ca. 20 Leute und der Truthahn wog 16kg!! (Das ist fast so viel wie mein Hund in Deutschland wiegt!)
An meinem Geburtstag hat mir meine Gastfamilie ein typisch deutsches Abendessen gekocht (Schnitzel mit Kartoffelsalat und Rotkohl und zum Nachtisch Schwarzwälder Kirschtorte) und mir dicke Handschuhe und eine Mütze geschenkt, da es ein paar Tage zuvor geschneit hatte! Yep, erster Schnee Mitte Oktober!
Ihr seht, es ist wirklich super in Kanada. Ich bin jetzt gerade mal zwei Monate hier, aber schon jetzt kommt es mir so vor, als ob ich schon immer hier leben würde und ich wünschte die Zeit würde weniger schnell vergehen, denn sie fliegt vorbei.