Schuljahr 2021/2022 - Classic Programm, Colorado


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Meine Mum rief mich an. „Hast du schon mal deine Emails gecheckt?“ Ich antwortete mit einem etwas aufgeregten „Warum?“. Sie erzählte mir, dass sich eine Gastfamilie aus Amerika gemeldet hat. Auch stünden in der Mail noch viele weitere Informationen über meine neue Familie. Ich bin sofort nach Hause gefahren um mir alles durchzulesen und auch die mitgesendeten Bilder anzugucken.
Der erste Eindruck war super. Genau meine Interessen. Die Familie lebt auf dem Land, was ich mir gewünscht hatte, und sah auf dem Foto sehr nett aus. Allerdings war der Ort nicht mein Traumwunsch, aber da konnte ich drüber hinweggesehen. Es war ein Donnerstag, als ich die E-Mail bekam und am darauffolgenden Dienstag war mein Flug schon gebucht. Also musste es jetzt alles schnell gehen. Ich organisierte in Kürze eine Abschlussparty und alle notwendigen Sachen für meine große Reise. Bis Dienstag war nicht mehr viel Zeit und diese vier Tage verflogen regelrecht.

Am Dienstagmorgen um 5:00 Uhr brachten mich meine Mutter und mein Stiefvater zum Flughafen. An der Sicherheitskontrolle haben wir uns trennen müssen, es war ein sehr emotionaler Moment. Wir alle drei haben nicht wirklich ein Wort herausbekommen, da uns allen ein riesengroßer Kloß im Hals steckte. Mit feuchten Augen bin ich zum „Durchleuchten“ gegangen. Als ich durch war, konnte ich noch ein letztes Mal winken. Dann schossen auch mir die Tränen ins Gesicht. Als ich am Gate ankam, hatte ich mich wieder ein bisschen beruhigt. Allerdings rief mein Bruder genau in diesem Moment an und sagte, dass er eine Überraschung für mich hätte. Ein Video mit allen Familienmitgliedern und meinen Freunden wie sie mir noch alles Gute für mein Abenteuer wünschen. Dann war es endgültig vorbei, ich konnte erst im Flugzeug aufhören wie ein Baby zu weinen. Es ist hart zu seiner Familie Tschüss zu sagen, wenn man sie erst in zehn Monaten wiedersieht. Aber man sieht sie wieder! Das war in diesem Moment ein guter Trost, an den ich mich auch in den folgenden Wochen klammerte, wenn ein Fünkchen Heimweh in mir hochkam.
hico exp bente02Ich flog zuerst nach München, dann weiter nach Denver und von da aus in einer kleinen Maschine nach Durango zu meinem letzten Ziel. In Denver musste ich den Zoll passieren, was aber, wenn man die richtigen Papiere hat ziemlich einfach ist. Mit den ausgehändigten Listen und Anweisungen der Organisation, ging auch alles glatt. Es war ein harter Flug. Insgesamt schlief ich 24 Stunden so gut wie nicht, aber die Aufregung, meine neue Familie endlich live das erste Mal zu sehen, hielt mich mehr als wach.
Hinter der Flughafentür in Durango sah ich schon jemanden mit einem selbstgemachten Plakat winken. Nur meine neue Mum und ihre Nachbarin holten mich ab, da die anderen Familienmitglieder bei einer „Fair“ waren. Was das ist, habe ich später erfahren.
Am nächsten Morgen fuhren wir dann auch zu der „Fair“, wo mich die restlichen Familienmitglieder herzlich willkommen hießen. Die Fair war eine Tiershow, wo jeder einzelne, darunter auch zwei von meinen drei Brüdern, ihre Tiere vorstellten. Am Ende der Fair, es war ein Samstag, wurden die Tiere versteigert. Es hat den ganzen Tag gedauert bis sie alle Schafe, Schweine, Ziegen und Kühe verkauft hatten. Nun kannte ich schon mal eins von den vielen Hobbys, die meine Familie so ausübte.
Am Montag darauf fing auch schon mein Unterricht an. Es war aufregend, die neue Schule kennenzulernen. Meine Mum ist Lehrerin an meiner High-School, weshalb wir schon zuvor einmal dort waren, um mir die Schule zu zeigen und meinen Stundenplan zu erstellen. Das Schulsystem ist etwas anders als in Deutschland. Der größte Unterschied ist eigentlich der, dass alle Schüler nach jeder Stunde denn Klassenraum wechseln. Nur die Lehrer bleiben den ganzen Tag dort und unterrichten immer das gleiche, was ich als Lehrer etwas langweilig finden würde.
hico exp bente03Einer meiner größten Sorgen war, wie ich mit meinem Englisch zurechtkomme und wie schwer der Unterricht auf Englisch sein wird. Schon nach kurzer Zeit konnte ich sagen, es ist wirklich einfacher ist als gedacht. Ich kann immer fragen was ein Wort bedeutet, wenn ich es nicht verstehe. Die Amerikaner verstehen mich, auch wenn nicht jeder Satz perfekt ist. Die Fächer sind einfacher als in Deutschland, weshalb es mir möglich ist, gute Noten zu schreiben, auch wenn ich nicht jedes einzelne Wort des Lehrers verstehe. Außerdem verstand ich in Deutschland auch nicht immer alles.
Mein Schulunterricht beginnt jeden Tag um 8:00 und endet um 15:00 Uhr. Das ist ziemlich Lang, wenn man die Schulzeiten mit denen in Deutschland vergleicht, allerdings gibt es auch ein paar „Spaß Fächer“, die etwas lustiger und nicht nur trockene Theorie sind. Jeden Tag gibt es um ca. 11:00 Uhr Lunch, welches meistens gut schmeckt.
Ich wohne in Colorado, ziemlich nah an der Grenze zu New Mexico, da meine Schule in Farmington (New Mexico) liegt. Es ist im Sommer sehr heiß hier und es regnet so gut wie nie, weshalb alles sehr trocken ist. Außerdem wohne ich auf 2.000 Meter über dem Meeresspiegel, was die Umgebung auch noch mal beeinflusst. Das Haus ist mit einem großen Grundstück verbunden, auf dem unsere Tiere laufen können. Und wir haben eine Halle wo das ganze Heu trocken gelagert wird. Eine Sattelkammer für die Reitsachen gibt es, da wir sieben Pferde besitzen und diese gerne ausreiten. Von unserem Haus kann ich die Rocky Mountains sehen, wo wir im Winter Ski fahren werden. Darauf freue ich mich schon sehr.
Meine Gastfamilie ist super nett! Die Nachbarin - sie ist ungefähr in meinem Alter; ich bin 17 Jahre alt- fährt täglich morgens und abends mit uns zur Schule, weshalb wir auch schon ziemlich gute Freunde geworden sind. Außerdem habe ich auch sonst kaum Heimweh, da ich immer was zu tun habe und eigentlich gar keine Zeit vorhanden ist darüber nachzudenken. Wir leben halt auf einer Farm, wo immer Arbeit wartet. Und wenn doch mal ein Hauch davon auftaucht, dann denke ich dankbar daran, wie cool es hier ist und was sich mir für tolle neue Einblicke in die große weite Welt ergeben, die mir das ganze Leben lang erhalten bleiben.
Bente

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